Die Seniorenvertretung der Stadt Würzburg demonstriert, mahnt und fordert
Der Internationale Tag der Pflege wird jedes Jahr am 12. Mai begangen, um die Bedeutung der Pflegekräfte für die Gesellschaft zu würdigen.
Die Seniorenvertretung der Stadt Würzburg fühlt sich dieser Thematik besonders verpflichtet und hat deshalb unter dem Motto „In der Pflege ist es Fünf nach Zwölf“ mit leeren Betten am oberen Markt und im Rathaus auf die Situation der Pflegenden und den Pflegenotstand aufmerksam gemacht. Die Seniorenvertretung wurde dabei vom VdK, dem Bündnis Dienst-tag für Menschen, den
Weiterlesen: Pflege-Notstand – zum Internationalen Tag der PflegeWohlfahrtsverbänden, ambulanten Pflegediensten, stationären Pflegeeinrichtungen und Beratungsstellen der Stadt Würzburg unterstützt.
Die Aktion sollte der Stadtgesellschaft und den Politkern bewusst machen, mit welchen Problemen heute Pflegekräfte konfrontiert sind.
- Personalmangel: Der seit Jahren bestehende Mangel an Pflegekräften hat sich weiter verschärft und führt dazu, dass die verfügbaren Pflegekräfte überlastet sind und nicht genug Zeit haben, um sich um ihre Patienten zu kümmern. Eine mögliche Lösung könnte darin bestehen, die Ausbildung und den Beruf attraktiver zu gestalten, um mehr Menschen für eine Karriere in der Pflege zu gewinnen. Neben einer angemessenen Entlohnung sollte auch über eine Verbesserung der Rahmenbedingungen (wie z.B. der Beschaffung von Wohnraum/Kinderbetreuung) nachgedacht werden. Der Einsatz ausländischer Pflegekräfte muss durch den Abbau bürokratischer Hürden bei den Aufenthalts- und Anerkennungsverfahren beschleunigt werden.
- Überlastung: Pflegekräfte haben lange Arbeitszeiten, leisten Dienst an Sonn- und Feiertagen und arbeiten unter Zeitdruck. Dies kann zu Burnout, Depressionen und anderen gesundheitlichen Problemen führen. Eine Lösung könnte darin bestehen, sicherzustellen, dass Pflegekräfte keine zusätzlichen Schichten übernehmen müssen, ausreichende Erholungsphasen bekommen und Entlastung durch Supervision erfahren.
- Mangelnde Anerkennung: Die Arbeit der Pflegekräfte wird oft nicht genug geschätzt. Eine Lösung könnte darin bestehen, das Bewusstsein für die gesellschaftliche Bedeutung der Pflegearbeit zu schärfen und damit zu bewirken, dass Pflegekräften eine angemessene Anerkennung und Wertschätzung zuteilwird.
- Bürokratieabbau: Hohe Qualitätsanforderungen an die Pflege erfordern eine überaus umfangreiche Dokumentation für die kontrollierenden Dienste (MD und FQA). Diese Dokumentationspflicht bindet die Arbeitszeit der Pflegekräfte in hohem Maße, was wiederum zu Lasten ihrer eigentlichen Aufgabe, nämlich der pflegerischen Betreuung der Patienten geht und deshalb bei den Pflegekräften zu hoher Frustration führt. Die Lösung könnte darin bestehen, dass die Dokumentationspflicht und „Bürokratie“ auf das Wesentliche beschränkt wird,
- Mangelnde Fortbildung: Pflegekräfte müssen über aktuelle Entwicklungen in der Pflege auf dem Laufenden gehalten werden, um effektiv arbeiten zu können. Eine Lösung könnte darin bestehen, dass Pflegekräften die zeitliche Möglichkeit gegeben wird, an Fortbildungen teilzunehmen, um ihre Fähigkeiten und Kenntnisse auf dem neuesten Stand zu halten.
- Schließlich darf der größte „private Pflegedienst“, nämlich die Angehörigen-Pflege nicht vergessen werden. Präventive Angebote zur zur Schulung zu allen Fragen rund um das Thema Häuslichen Pflege, auch in der eigenen Häuslichkeit, sollten stärker beworben und in Anspruch genommen werden. Neben finanziellen Verbesserungen sind hier zur Entlastung eine ausreichende Anzahl an Plätzen für die Tages- und Verhinderungspflege, sowie Reha-Angebote für die pflegenden Angehörigen zu schaffen.
Die Problemlage in der Pflege ist äußerst komplex und wird Maßnahmen der verschiedensten Akteure erfordern. Zum einen sind die Träger der ambulanten und stationären Pflege gefordert, vor allem jedoch die Kranken- und Pflegekassen. Es bedarf umfänglicher Geldmittel, damit die notwendigen Veränderungen auch finanziert werden können. Hier wiederum ist die Bundespolitik gefordert. Die Strukturreform der Pflegeversicherung ist mehr als überfällig, denn in der Pflege ist es bereits jetzt „Fünf nach Zwölf.“
Mit ihrer Anwesenheit und in intensiven Gesprächen mit den Vertretern der mitwirkenden Einrichtungen und Verbände unterstrichen Oberbürgermeister, Christian Schuchardt, Bürgermeisterin Judith Jörg und Stadträte verschiedenster Fraktionen die Bedeutung des Anliegens der Seniorenvertretung der Stadt Würzburg. Die Vorsitzende der Seniorenvertretung Dr. Renate Fiedler und ihr zur Seite Geschäftsführer Hendrik Lütke sowie Rosemarie Binder-Linsler als Vertreterin des Arbeitskreises der Seniorenvertretung „Wohnen und Leben im Alter“ dankten für das Engagement und baten um die so dringend erforderliche tatkräftige Unterstützung.