Wer älter als 65 Jahre ist sollte besonders vorsichtig sein
Was früher eher die Ausnahme war, wird zunehmend zur Regel, sogenannte Hitzetage im Sommer, so nennt man Tage an denen das Thermometer auf 30 Grad Celsius oder mehr steigt.
So schön die ersten Sonnenstrahlen im Frühling auch sein mögen, dauerhafte Hitze schadet der Gesundheit und kann im schlimmsten Fall sogar tödlich sein.
Die Zahl der Krankenhauseinweisungen steigt an Hitzetagen nachweislich an. Besonders gefährdet sind Menschen über 65 Jahren und unter diesen besonders Menschen mit Mehrfacherkrankungen, sehr alte Menschen und auch ganz allgemein die Männer.
Kommen alle Risikofaktoren zusammen steigt das Risiko ins Krankenhaus zu müssen an Hitzetagen um das 14fache. Experten gehen von bis zu 20000 hitzebedingten Todesfällen bei Menschen über 65 Jahren im Jahr 2018 in Deutschland aus.
Neben der absoluten Temperatur in Grad Celsius spielen zusätzliche Faktoren wie die zum Beispiel die Luftfeuchtigkeit eine Rolle, dies ergibt die sog. „gefühlte Temperatur“. Daneben ist es für die Gesundheit von Bedeutung ob es in der Nacht zu einer ausreichenden Abkühlung kommt. Ist dies nicht der Fall und die Nachttemperatur sinkt nicht unter 20 Grad spricht man von „tropischen Nächten“.
Liegt die gefühlte Maximaltemperatur an zwei aufeinanderfolgenden Tagen über 32 Grad ohne ausreichende Nachtabkühlung oder erreicht die gefühlte Tagestemperatur einmalig über 38 Grad Celsius spricht der Deutsche Wetterdienst eine Hitzewarnung aus (www.dwd.de).
Besonders gefährdet sind dabei zu Hause alleinlebende alte Menschen, die nicht von Angehörigen oder einem Pflegedienst betreut werden. Bewohner von stationären Pflegeeinrichtungen sind durch die kontinuierliche fachliche Betreuung besser geschützt als zu Hause alleinlebende alte Menschen.
Durch richtiges Verhalten kann man die Hitzebelastung für den Körper reduzieren.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Passen Sie Ihren Alltag bei Hitze an, indem Sie sich beispielsweise in den heißesten Stunden des Tages von 11.00 bis 18.00 Uhr an einem kühlen Ort aufhalten und körperliche Anstrengungen vermeiden.
- Verlegen Sie körperliche Aktivitäten und Erledigungen in die kühleren Morgen- und späteren Abendstunden also vor 11.00 Uhr oder nach 18.00 Uhr
- Halten Sie Ihre Wohnung und sich selbst möglichst kühl zum Beispiel durch feuchte Tücher auf Arme und Beine, Gesicht und Nacken.
- Trinken Sie ausreichend – am besten Wasser und ungesüßte Tees oder Saftschorle, Trinken Sie bei Hitze vorbeugend, denn Durst bedeutet bereits Flüssigkeitsmangel, meiden Sie eiskalte Getränke. Wenn Sie herzkrank sind fragen Sie Ihren Arzt ob und ggfs. wie die Trinkmenge angepasst werden muss
- Schwitzen hilft den Körper zu kühl zu halten führt aber zu Salzverlust der ersetzt werden muss, geeignet sind Gemüsebrühe, kalte Gemüsesuppe, angemachte Salate oder Salzstangen.
- Setzen Sie sich möglichst nicht direkter Sonneneinstrahlung aus.
- Sorgen Sie für einen Sonnenschutz, wenn Sie ins Freie gehen.
- Sprechen Sie vor einer Hitzewelle mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, um die ggf. von Ihnen eingenommenen Arzneimittel auf Hitzeverträglichkeit prüfen zu lassen. Setzen Sie Ihre Arzneimittel aber keinesfalls selbstständig ab und verändern Sie auch nicht die Dosierung oder das Einnahmeschema.
- Beachten Sie insbesondere bei Hitze die Aufbewahrungshinweise in der Packungsbeilage von Arzneimitteln. Da viele Arzneimittel bei Hitze ihre Wirksamkeit verlieren können, lagern Sie Ihre Medikamente kühl und vor Sonne geschützt falls anders nicht möglich im Kühlschrank.
- Starke Hitzebelastung kann zu einem Hitzenotfall führen. Zeichen eines Hitzenotfalls können sein: Plötzliche Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit, Krampfanfall, Fieber, ungewöhnlich starke Kopfschmerzen, wiederholtes Erbrechen. In diesen Fällen ist sofortige ärztliche Hilfe erforderlich.
Praktische Tipps zum Kühlen der Wohnung
Lüften Sie nur, wenn es draußen kühler ist als in Ihrer Wohnung. Ist die Temperatur im Freien erstmal höher als in Ihrer Wohnung, hat Lüften keinen Zweck. Verschieben Sie es in die Nacht oder in die kühleren Morgenstunden. Öffnen Sie dann möglichst alle Fenster in der Wohnung gleichzeitig, denn durch diese Querlüftung gelangt die frische Luft besonders schnell in alle Räume.
Schließen und verschatten Sie die Fenster. An heißen Tagen sollten Sie die Fenster tagsüber geschlossen halten. Noch wirksamer wird diese Maßnahme, wenn Sie sonnenbeschienene Fenster mit Fensterläden, Rollos und Jalousien verdecken.
Schaffen Sie Schattenplätze auf Balkon und Terrasse. Nutzen Sie z. B. Markisen oder Sonnensegel bzw. -schirme, um sich einen schattigen Platz einzurichten.
Setzen Sie einen Ventilator ein. Bei Hitze bringt jede Luftbewegung Erleichterung. Sie können diese auch künstlich mit einem Ventilator erzeugen. Die über Ihre Haut streichende Luft kühlt und trocknet ggf. den Schweiß auf Ihrer Haut. Die dabei entstehende Verdunstungskälte wirkt zusätzlich abkühlend. Nachts hilft der Ventilator dabei, die kühlere Nachtluft im Raum zu verteilen. Ventilatoren sind bis zu Temperaturen von ca. 35 °C einsetzbar. Danach stoßen sie an ihre Grenzen, da die durch den Ventilator zugeführte warme Luft die Haut nicht mehr kühlen kann. Vielmehr besteht die Gefahr, dass sie die Überhitzung fördert. Achten Sie darauf, das Gerät nicht direkt auf eine Person auszurichten, sondern in einiger Entfernung aufzustellen. Manche Menschen reagieren empfindlich auf Zugluft. Außerdem verbraucht ein Ventilator Energie und erzeugt dadurch selbst etwas Wärme.
Und? Neugierig geworden und Sie möchten noch mehr wissen?
Autor: Dr. Michael Schwab – Altersmediziner – Chefarzt Geriatriezentrum Bürgerspital